Rede „Sei Mutig“ für den Verein FmB
Ich durfte am 14. November 2025 während der 1. Generalversammlung des Vereins Frauen* mit Behinderung eine Rede halten. Da ich selbst eine Behinderung habe und deshalb auch ein Mitglied dieser Interessensvertretung bin, war es mir eine besondere Freude eine Rede vorzubereiten, die ermutigt sich authentisch als Frau* mit Behinderung zu zeigen.
Hier nun die originale Rede:
MUTIG SEIN
Ich bin die Person, die oft nicht ernstgenommen wird.
Ich bin die Person, die versucht Respekt zu bekommen.
Ich bin die Person, die, wenn sie Räume betritt, ganz offensichtlich angeschaut wird.
Ich bin die Person, die manchmal auch von anderen abgelehnt wird.
Ich bin die Person, die eine Behinderung hat.
ABER: ich bin auch die Person, mit der man lachen kann.
Ich bin die Person, die gerne Verbindungen eingeht.
Ich bin die Person, die gerne mit Freunden philosophiert und ihnen zuhört.
Liebe Mitglieder*innen des Vereins!
Seit einigen Wochen beschäftige ich mich mit dem Thema Identität und stelle mir die Frage: Wer möchte ich in Zukunft sein und mit welcher Energie möchte ich meinen Problemen und die der Welt begegnen? Jede Person, die mich kennt, weiß, ich beschäftige mich mit vielen Themen in Bezug auf die Community. Zum Beispiel mit den Themen Persönliche Assistenz und im Allgemeinen, die der Gemeinschaft. Es ärgert mich, dass wir als Menschen mit Behinderung uns noch immer mit so vielen Themen auseinandersetzen müssen, die schon längst nicht mehr relevant sein sollten. Nämlich, dass von unserer Gesellschaft akzeptiert wird, dass wir selbstbestimmt leben, lieben und riskieren dürfen wir selbst zu sein.
Bei dem ganzen Durcheinander, das auf der Welt passiert, sei es die Fortschritte der Technologie oder Aufstände, möchte ich eine Frau sein, die fokussiert und zielstrebig durchs Leben rollt, die weiterhin offen auf Menschen zu geht und sich ihren eigenen Problemen stellt, auch wenn sie unangenehm sein könnten. Meine Fähigkeiten und Ressourcen, die mir auch durch meine Behinderung gegeben wurden, zu vertiefen und auszubauen. Diese sind u.a. Geduld, ein Gefühl für Zeitmanagement und Menschenkenntnisse zu haben. Ich möchte eine Frau mit Behinderung sein, die Hoffnung schenkt, die mit ihrem Musikgeschmack alle zum Schmunzeln bringen kann. Ich möchte, als Frau und Partnerin mit Behinderung, haltgeben und meinem Gegenüber mit Respekt und Liebe begegnen. Ich möchte als Mitglied des Vereins Frauen* mit Behinderung meinen Teil dazu beitragen, für uns Frauen mehr Sichtbarkeit für unsere Lebensrealitäten zu schaffen und ein Stück weit unsere Wünsche und Visionen Wirklichkeit werden zu lassen.
Liebe Mitglieder*innen des Vereins!
Meine Fragen nun an euch:
- Wie seht ihr euch in Zukunft als Menschen und vor allem als Frauen mit Behinderung?
- Welche Ressourcen und Fähigkeiten habt ihr euch durch eure Behinderungen aneignen können?
- Und vor allem wie könnt ihr diese für unsere Community am besten nützen?
Ich denke, wir sollten einen gewissen Raum für uns erobern dürfen, der zeigt, wir möchten unsere Gefühle und Sehnsüchte mit anderen teilen und dabei Spaß haben. So wie es auch bei Konzerten sein sollte, wo wir mitten bei den anderen Zuschauer*innen sind und nicht Zuseher*innen auf einer Tribüne, die vorgibt inklusiv zu sein, aber es nicht ist.
Seit deshalb mutig und zeigt eure Individualitäten und Fähigkeiten, denn sie sind wichtig, nicht nur für uns Frauen* mit Behinderung, sondern für die gesamte Gesellschaft!
Danke für eure Aufmerksamkeit!
Hier geht’s zum Kontaktformular.
Ich freue mich auf euch!
© Fotos: Minitta Kandlbauer



